Vor 100 Jahren: Rennfahrer Bernd Rosemeyer wird geboren

 

 

Bis in die Gegenwart gilt Bernd Rosemeyer als der strahlendste Held der 1930er Jahre. Ein blonder Draufgänger und "Hoppla, hier komm ich"-Typ, wie ihn der junge Heinz Rühmann so oft erfolgreich auf der Leinwand verkörpert hat. "Mit seinem jungenhaften Lachen...
verkörperte er das Ideal des netten, jungen Mannes, den jeder gern zum Sohn oder doch wenigstens zum Nachbarn hätte", erinnert sich die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" 1998 des Mannes, der in nur drei Jahren aus dem Nichts zum erfolgreichsten deutschen Rennfahrer aufsteigt. Der als erster Mensch in einem Auto die Schallmauer von 400 Kilometern pro Stunde durchbricht. Und dessen Ruhm als Volksidol der nationalsozialistischen Propaganda im In- und Ausland wertvolle Dienste leistet. Seit 1933 offizielles Mitglied der SS, steigt Bernd Rosemeyer bis zum Ehrenrang eines Hauptsturmführers auf, ohne jedoch selbst je in Nazi-Attitüde aufzutreten. Rosemeyer, so urteilen Zeitzeugen und Sporthistoriker, ist der Prototyp des unbekümmerten, naiv-unpolitischen Karrieristen.

Schon als Neunjähriger sitzt der am 14. Oktober 1909 im emsländischen Lingen geborene Unternehmersohn gern hinter dem Steuer von Vaters Wagen. Gerade sechzehn geworden, erwirbt Bernd Rosemeyer in einem Rutsch die Führerscheine für Pkw, Lkw und Motorrad. Kurz darauf knattert er mit seiner Maschine - sehr zum Ärger der örtlichen Polizei - freihändig oder auf dem Sattel stehend, über die Landstraße. Angst vor Gefahr und Respekt vor dem Risiko sind Rosemeyer fremd. Verwegen auf sein Glück vertrauend und ausgestattet mit enormem Talent stürmt er als Motorrad-Nachwuchsfahrer für NSU von Sieg zu Sieg. 1934 wird Rosemeyer von Auto Union unter Vertrag genommen und gewinnt bereits im folgenden Jahr in Brünn sein erstes Grand-Prix-Rennen auf vier Rädern. Bei der Siegerehrung lernt er die berühmte Sportpilotin Elly Beinhorn kennen. Es funkt gewaltig zwischen den beiden Geschwindigkeitsfanatikern; im Juli 1936, tritt "das schnellste Paar der Welt", so die Illustrierten-Schlagzeilen, vor den Traualtar.


bwohl kurz darauf Sohn Bernd junior zur Welt kommt, geht Rosemeyer auf der Rennstrecke weiter keinem Risiko aus dem Weg. Legendär werden seine Silberpfeil-Duelle mit dem zehn Jahre älteren, erfolgsverwöhnten Mercedes-Starpiloten Rudolf Caracciola, dem er 1936 nach einem sensationellen Husarenritt auf dem Nürburgring den Europameister-Titel abjagt. Nach einer eher durchwachsenen Folgesaison widmet sich Rosemeyer ganz dem verbissenen Kampf zwischen Auto Union und Mercedes um den Geschwindigkeitsweltrekord. Auf der abgesperrten Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt stellt er im Oktober 1937 in seinem stromlinienförmigen 520-PS-Boliden mit 406,3 Kilometern pro Stunde einen Fabel-Rekord auf.

Bei einem erneuten Treffen am 28. Januar 1938 jagt Caracciola seinen Mercedes mit 432 km/h über die Autobahn, der bis heute offiziell höchsten jemals auf öffentlichen Straßen erreichten Geschwindigkeit. Trotz starker Seitenwinde will Rosemeyer sofort zurückschlagen, doch an diesem kalten Januarmorgen reißt die lebenslange Glückssträhne des unbekümmerten Hasardeurs. Nur zwei Minuten nach dem Start, in der Nähe der Auffahrt Langen/Mörfelden, wird ihm eine Windböe zum Verhängnis. In einer Waldschneise hebt der Rennwagen ab, überschlägt sich mehrfach und zerschellt. Die Retter finden Bernd Rosemeyer, äußerlich kaum verletzt, mit gebrochenem Genick zwischen den Bäumen liegend. Hitler erklärt den Tod des 28-jährigen Sportidols zur nationalen Katastrophe und lässt Rosemeyer mit einem pompösen Staatsbegräbnis in Berlin beisetzen.


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